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Was Trauungen wirklich kosten

Für genau zwei Ereignisse geben die Menschen, nicht nur in Deutschland, so viel Geld aus, wie für kein anderes Fest, nämlich zu Weihnachten und für eine Hochzeit.  Bei beiden Ereignissen stehen die Vorfreude und die Liebe absolut im Fokus. In die Liebe zu investieren lohnt sich immer. Es gibt nichts schöneres.

 

Hochzeit ist für so manchen Dienstleister aber auch ein schönes und beliebtes Reizwort, weil man meint und ist fest davon überzeugt, dass so ein großartiges und einmaliges Ereignis auch ganz besonders im Preis sein darf. "Das Teuerste ist das Beste für euch". Gottseidank nehmen nicht alle Dienstleister diesen so salopp gemeinten Slogan so ernst.  Ja aber ist doch gut und schön, dass es diese Hochzeitsdienstleister gibt, oder?

 

Ja, Hochzeit kann ganz schön teuer werden. Hier eine Anzahlung von 200€, dort 500€ und woanders noch vielmehr.  Ein Budget gibt es ja, aber reicht das? Schließlich heiratet man ja nur ein einziges Mal (so der Wunsch)... aber naja, irgendwie wäre es nicht schlecht irgendwo etwas einzusparen, nur wo? Aber Papa zahlt eh...

Hier geht es ja erstmal um FREIE TRAUUNGEN  und ob es gerechtfertigt ist, diese so teuer zu bezahlen.... Diese Frage, oft gestellt,  ist nicht so einfach zu beantworten..... Es ist und bleibt ein Thema ohne Ende. Viele Trauredner haben sich daran schon die Zähne ausgebissen.

 Grundsätzliches

Für eure Entscheidung, sich einem Dienstleister/eurem Hochzeitsredner anzuvertrauen, dem Ihr einen Haufen Geld zahlen müsst,  wären Kriterien nicht schlecht bzw. ganz nützlich.

Ich hole also mal etwas aus: Grundsatz Nummer 1 für eure Entscheidung: Der Redner/die Rednerin sollte euch sympathisch sein. Viele Redner/innen erwähnen gern den Begriff der "Chemie".   Aber: Sympathisch sind wir Redner eigentlich alle!  Grundsatz Nummer 2: Wie sieht es mit den Leistungen des/der Redners/Rednerin aus? Antwort: Nimmt sich meistens nicht viel. Die meisten (oder zumindest sehr viele) Redner schmeißen sich für euch ins Zeug! Grundsatz Nummer 3:  Fähigkeit (bezüglich der Leistungen) der Redner? Das ist ein anderes Kapitel und leider, leider nicht sofort erkennbar.  Redner reden meistens gut und viel und wie bereits erwähnt, nicht ohne Sympathie. Also entscheidet Ihr euch für die/den sympathische/n und coole/n Rednerin bzw. Rednerin, die/der  totale/r Anfänger/in sein kann (ja, auch Anfänger brauchen diese Chance) oder für eine langjährig erfahrene Rednerin oder einen Redner.

 

Muss teuer auch gleich gut sein? Und billig schlecht? Ein ganz klares Nein!

Ford oder Porsche? Also, Ihr seht schon, es ist immer eine Frage eures Anspruchs. Ein Ford kann euch genauso überall hinbringen und ein Porsche kann auch mal ein "Montagsauto" sein.

Letzten Endes entscheidet immer, wie bereits erwähnt, dann doch die liebe "Chemie".

 

Zurück zum Thema,

warum FREIE TRAUUNGEN soviel kosten:

Nein es ist nicht so, dass man für eine Rede schreiben und vorlesen, jeweils eine Stunde braucht und damit ist die gesamte Trauung bereits vorbereitet und vollzogen und das wars dann auch schon und somit bei vielen Brautpaaren die Frage auftaucht: Ja haben die einen Stundenlohn von 300€? Nein haben sie nicht bzw. ist mir nicht bekannt. Die Vorbereitung eurer Trauung ist wirklich verdammt viel Arbeit, die man so nicht sieht.

 

Zugegeben, es ist etwas kompliziert: Weil es Redner gibt, die (ich nehme an die allermeisten) ihren Job so ganz nebenbei machen und andere hauptberuflich, wie ich zum Beispiel. Was können  Brautpaare dafür, dass ich davon leben muss?  Somit müssten zwei verschieden Preisgefüge her: Für die "Nebenbei" und für die "Hauptberufler", was nicht unbedingt heißt, dass diejenigen, die das nebenbei machen, weniger verdienen wollen. Okay, dieses Argument ist euch auch egal. Klingt zwar irgendwie "daneben" mit den zweierlei Preisgefüge, in der Praxis kommt dieses tatsächlich vor, ohne dass es dem Redner bzw. den Brautpaaren bewusst ist.

 

Eine kleine einfache Rechnung

Also ziehe ich das mal ganz pragmatisch auf und beziehe das ganze mal nur auf mich:

Meine Leistungen ganz, ganz grob und wieviel Zeit ich dafür (im Durchschnitt natürlich) pro Brautpaar brauche:

 

  • Erstgespräch zum Kennenlernen/weitere ein bis drei persönliche Gespräche: 7 Stunden
  • Telefonate/E-Mail-Kommunikation/Sichtung der Informationen: 7 Stunden
  • Schreiben der Rede: 8 Stunden
  • Trauung inkl. Präsenz vor und nach der Trauung: 2 Stunden

Die An- und Rückfahrt  zu den einzelnen Gesprächen und zur Trauung habe ich dabei noch nicht berücksichtigt, ebenso auch nicht Werbung und Marketing, aber da mache ich eh nicht so super viel. Andere legen sich mit Dauerpräsenz ins Zeug und wundern sich wo die Zeit bleibt.

 

Auch wenn euch diese Aufzählung mit dem Arbeitsaufwand nicht wirklich interessiert und einige meiner lieben Kolleginnen schon zich mal darüber geschrieben haben, ich denke, Ihr solltet schon darüber informiert sein, dass das so ist wie es ist. Also ca. 24 Stunden pro Paar. Hättet Ihr das gedacht? Und manchmal braucht man auch 30 Stunden und es kann auch vorkommen, dass man für ein Brautpaar "nur" 20 Stunden braucht, was eher selten vorkommt.

 

Die Nebenkosten eines Redners

Meine Kolleginnen/Kollegen beziehen noch gern die Kosten für Krankenkasse, Auto, Versicherungen bzw. weitere Nebenkosten (z.B. Miete) mit ein. Das kann, aber muss nicht jeder Trauredner einkalkulieren, weil nicht jeder davon leben muss. Die "Nebenbeidazuverdiener" haben also diesen Stress mit den Abgaben nur zum Teil und manchmal gar nicht, was nicht heißt dass es diese Nebenkosten nicht gibt.

 

Die Nebenkosten der hauptberuflichen und selbstständigen Redner sollten dennoch kein Argument für hohe Traurednerkosten sein. Eine alleinerziehende Mutter kann von ihrem Chef bzw. von ihren Kunden auch nicht mehr Geld verlangen, weil ihre Miete wiedermal gestiegen ist und der Benzinpreis ebenso und das sogar permanent.  Ganz schlimm finde ich deshalb das Argument der Trauredner, dass man  nur (oder nicht einmal) den Mindestlohn bekommt.  Das ist Jammern auf hohem Niveau.

 

Der emotionale Wert einer Trauung

Also kann letzten Endes nur noch eure eigene Betrachtung, liebe Brautpaare, sein:  Was ist euch die Trauung wert?  1990€ oder gar 10 000€? Das höre ich gern. Nein, natürlich werde ich das nicht fordern, weil ich weiß, dass ich das mit großer Wahrscheinlichkeit nicht bekommen werde und ganz, ganz ehrlich,  da hätte ich ein ganz schlechtes Gewissen. Oder nur 300€? Nein, das geht natürlich auch nicht, für mich zumindest.

 

Ja und nun kommen wir (hoffentlich und endlich) zum Kern: Den emotionalen Wert könnt Ihr nicht kaufen, auch wenn Trauredner/Innen emotionale Eindrücke schaffen, die ein Leben lang bleiben (wäre ja schön und ist auch unser Ziel)  und somit müsste eine Trauung ja eigentlich dann doch einen ziemlich hohen Preis haben bzw. unbezahlbar sein. Aber einen Preis muss eine Trauung haben, denn Ihr wollt eine Dienstleistung kaufen und das seht Ihr als Brautpaar ja auch ein. Vielleicht denkt Ihr aber auch, dass TEUER  auch  GUT sein muss? Das hatten wir oben ja bereits angesprochen.

 

Oder: Der Markt bereinigt sich selbst? Die besten Redner bleiben und die schlechten gehen? Glaub ich so nicht. Diese Betrachtung passt für einen Frisör, aber nicht für den Rednermarkt, denn ein Frisör kann von einem Kunden öfter aufgesucht werden, wenn der Kunde zufrieden ist. Ein freier Redner dagegen wird (zu 99,99%) nur ein einziges Mal von einem einzigen Kunden gebucht, egal ob er zufrieden war oder nicht, eigentlich logisch.

 

Festpreis oder die Katze aus dem Sack lassen?

In meiner langjährigen Erfahrung als Hochzeitsrednerin kann ich aus gutem Grund behaupten, dass eine Trauung einen festen Preis von Anfang an haben kann. Das Argument, dass eine Trauung nach Aufwand berechnet wird bzw. jede Trauung ist anders und speziell "zugeschnitten" und somit der Preis erst dann festgelegt werden kann, geht eigentlich gar nicht. Ja klar ist jede Trauung anders, weil jedes Brautpaar den Wunsch auf eine sehr persönliche und individuelle Trauung hat  (und genau deshalb gibt es uns!) und so machen wir Trauredner uns Gedanken, wie man eine Trauungszeremonie so gestalten kann, dass sich beide wiedererkennen und danach sagen können: "Ja, das waren wir. Es war unser Tag, unsere Trauung, unsere Liebe. Diese Trauung war ein so emotionaler Moment, der nicht nur uns so sehr berührte, sondern auch unsere liebsten Menschen."

Meine Empfehlung an dieser Stelle: von Anfang an einen Festpreis verbindlich festmachen.

 

Noch ein Argument?

Es gibt noch ein Argument warum Trauungen so teuer sind und leider aber auch verschwiegen wird: Redner möchten gebucht werden, logisch....  und so gehen einige Redner mit einigen Locationsinhabern (oder umgekehrt) einen Kooperationsvertrag ein, was natürlich zur Folge hat, dass eine Provision gezahlt wird, die auf die Brautpaare umgelegt wird. Da ich selbst das nicht will, habe ich diese Art der Kooperation bis jetzt immer abgelehnt. Es steht jedem frei und ist vollkommen legitim so an Aufträge zu kommen, aber ob das jemand zugeben wird? Richtig gute Redner zahlen keine Vermittlungs-Provision, weil sie auch so gebucht werden. Punkt.

 

Woran Ihr das erkennt? Wenn es eine Empfehlungsliste gibt.... aber Halt und Stop! Nicht alle Locationsbetreiber, die eine Liste haben kassieren vom Redner. Eine gut laufende Location hat es nicht nötig, vom Redner eine Provision zu verlangen bzw. sollte endlich der Vergangenheit angehören, denn auch wir Redner empfehlen auf Wunsch und sehr gern unsere Dienstleisterkollegen. Ohne Provision versteht sich, das ist die ehrlichste und vor allem eine sehr kollegiale Variante.

Jeder Dienstleister der Hochzeitsbranche (und ganz besonders die der Hochzeitsredner) sollte sich verpflichten, auf Provisionszahlungen noch vor Vertragsabschluss hinzuweisen und schriftlich offen zu legen bzw. auf diese von vornherein zu verzichten, denn diese Zahlungen gehen immer zu Lasten des Brautpaares, welches davon meist nichts ahnt.

 

Werbung kostet Zeit (und Geld)

In jeder Trauung sitzen Gäste und auch potenzielle Brautpaare. Was mich persönlich betrifft, habe ich schon sehr oft profitieren können und zwar von Empfehlungen. Eigentlich das schönste und ehrlichste Argument. Mehr Werbung geht nicht.

Auch schön für mich, dass ich die sozialen Netzwerke wie Facebook kaum nutzen muss. Instagram und Twittern sind mir fremd. Ich gewinne so viel Zeit, weil ich mich diesem Druck nicht unterwerfe, alle paar Tage etwas zu veröffentlichen um auf mich aufmerksam machen zu müssen. Ja klar wollen Brautpaare schon eine Auswahl getroffen haben bzw. sich vorab informieren noch bevor sie den potenziellen Trauredner kontaktieren.  Fotos von Trauungen und Emotionen sind immer sehr schön und auch sehr rührend, aber auch diese spiegeln nicht das Können eines Trauredners wider, eher das Können eines Fotografen.

 

Warum schreibe ich eigentlich zu diesem Thema?

...weil ich von Brautpaaren und von vielen anderen Menschen angesprochen und gefragt wurde, warum das Preisgefüge zwischen den Rednern so vielfältig ist und teilweise so krass, ja überteuert ist. Es ist keine Rechtfertigung, sondern nur eine Information, die meine Meinung widerspiegelt. Jeder Redner ist hinsichtlich seiner Preisgestaltung frei und das ist auch gut so. Aber überall wo Geld und Dienstleistungen eine Rolle spielen bzw. dort wo man Geld verdienen kann, gibt es auch "schwarze Schafe."

 

....und zum Schluss:

Ich empfinde es als ein großartiges Glück, diesen Job machen zu dürfen. Ja man kann diesen Job durchaus in die Kategorie "Traumberuf" einordnen. Warum? Weil wir Trauredner das Glück haben nur mit glücklichen (und noch dazu verliebten!) Menschen zusammenzuarbeiten und auch noch daran Anteil haben dürfen, das Glück noch größer machen zu dürfen.  Mehr Glück und Freude geht eigentlich gar nicht mehr, oder? Es sind Paare, die uns ihre persönliche Geschichte erzählen, die uns so sehr vertrauen, mit denen wir herzlich lachen können und vor lauter Freude und Rührung uns gegenseitig Taschentücher reichen und dafür bekommen wir auch noch Geld?  In welchem Job ist das so noch möglich?

Nicht umsonst drängen immer mehr Menschen in diesen so schönen Beruf um dann später festzustellen, dass diese Traurednertätigkeit nicht nur aus der Bereitstellung der Freudentränentaschentuchboxen besteht.

Trauredner werden wollen und sein zu können, ist nicht nur "Gern-mit Menschen-arbeiten-wollen", nicht nur Verantwortung, absolute Zuverlässigkeit und Empathie und erst recht nicht nur Lachen und Freudentränen wegwischen sondern setzt auch eine entsprechende fachliche und persönliche Qualifizierung voraus, die im Trauredner bereits drin stecken muss! Sprache, Sprechen, Schreiben, Ausdrucksfähigkeit etc. sind elementare Voraussetzungen für die Entwicklung der eigenen Kreativität und Kompetenz.

 

Jedes Brautpaar wird eine Entscheidung treffen, für teuer oder weniger teuer. Der Preis sagt über das Können inkl. Erfahrung eines Redners/einer Rednerin NICHTS aus. Es gehört auch etwas Glück dazu, eine gute Wahl zu treffen.

 

Kontakt

Eva-Maria Albrecht 

 

 

Tel. 0173 822 16 92

info@maria-albrecht.de

 

 

 

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